Gesenkter Leitzins, Strafzins für europäische Banken
Seit der letzten Zinssitzung im Mai steht der Euro unter dem Druck angedrohter geldpolitischer Maßnahmen seitens der EZB. In ihrer monatlichen Pressekonferenz hat die Notenbank heute den Leitzins auf 0,15 herabgesenkt. Seit November 2013 stand der Leitzins bei 0,25%, die Reduktion um 10 Basispunkte bedeutet ein historisches Tief.
Maßnahmen für langfristige wirtschaftliche Erholung
Mario Draghi betonte auf der anschließenden Pressekonferenz, die Notenbank plane, die Zinssätze für eine längere Zeit auf diesem Niedrigniveau zu belassen. Dies ist nur eine von mehreren Maßnahmen, mit denen die Notenbank die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone und allen voran in den Krisenländern forcieren möchte. Der niedrige Zinssatz könnte Konsum und Konjunktur antreiben und damit den von der EZB gewünschten Anstieg der Inflationsrate in Gang setzen.
Darüber hinaus müssen europäische Banken künftig für Geld, das sie bei der Notenbank parken, einen Strafzins zahlen. Der Einlagezins sinkt unter die Nulllinie auf -0,10%. Gewünscht ist, dass Banken Geld nicht gewinnbringend horten, sondern es in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weitergeben.
Reaktion der Banken nicht vorhersehbar
Experten kritisieren die von der Notenbank ergriffenen Maßnahmen und warnen davor, dass Niedrigstzinsen und damit einhergehende übermäßige Liquidität neue Krisen nach sich ziehen könnten, etwa in Form von Preisblasen an Aktien- und Immobilienmärkten. Die Absenkung des Leitzinses, die den Dax erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 10.000 Punkten getrieben hat, birgt aber noch einen weiteren Nebeneffekt: Die Zinsen für Spareinlagen von Privatpersonen sind bereits seit Jahren rückläufig. Der Kurs der EZB wird diese Privatvermögen künftig noch weiter schwächen.
Als Reaktion auf die heutigen Ankündigungen reagierte der Euro mit einer Talfahrt und sackte auf ein Viermonatstief von 1,3504 USD. Das ist der tiefste Stand des Währungspaars EUR/USD seit 6. Februar.
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