Was sind Euro-Bonds?
Euro-Bonds, über die gegenwärtig heftig diskutiert wird, wären europäische Staatsanleihen, die adäquat zu nationalen Staatsanleihen von allen Mitgliedern der Euro-Zone gemeinsam herausgegeben würden. Die Bonds wären wahrscheinlich bei Kapitalanlegern heiß begehrt, denn es stünde der zweitmächtigste Währungsraum der Welt hinter den Anleihen. Zwischen den einzelnen europäischen Staaten würden sie jedoch faktische Ungerechtigkeit schaffen - gut wirtschaftende Staaten wie Deutschland würden bestraft, Schuldensünder hingegen ungerechtfertigt entlastet.
Gemeinsame Staatsanleihen
Hochverschuldete Staaten könnten sich über Euro-Bonds wesentlich günstiger als gegenwärtig Geld am Kapitalmarkt beschaffen. Deutschland und einige andere europäische Länder mit soliden Haushalten müssten hingegen mehr Zinsen für die Kreditaufnahme aufbringen. Bislang platziert jedes Land eigenständig seine Staatsanleihen. Diese gelten im Normalfall unter den Anlegern als sehr sicher, es steht immerhin ein Staat hinter der Schuld. Sie werden daher auch nicht allzu üppig verzinst. Je höher die Bonität eines Staates eingestuft wird, desto weniger Zinsen zahlt er für die Kreditaufnahme. Sollten Staaten jedoch in Schwierigkeiten geraten, wie zuletzt Griechenland, können sie nur noch zu sehr hohen Zinsen Geld am Kapitalmarkt aufnehmen. Das erhöht ihre Schulden im schlimmsten Fall durch den Zinsdienst immer weiter.
Probleme mit dem Einheitszins
Staatsanleihen "guter" Schuldner werden für gewöhnlich ab einem bis etwa 3,5 Prozent verzinst, bei "schlechten" Schuldnern wie Griechenland werden für sehr kurzlaufende Anleihen (ein bis zwei Jahre) Zinsen im zweistelligen Bereich fällig. Sollte einem Staat die Insolvenz drohen, was sich vorab an der Bewertung internationaler Ratingagenturen ablesen lässt, steigen die Anleihenzinsen ins Uferlose. Die Gläubiger riskieren immerhin, ihr Geld nicht zurückzuerhalten. Mit Euro-Bonds wären die schlechten Schuldner entlastet, denn ganz Europa würde für die Anleihen haften. Und da die griechische und jede europäische Volkswirtschaft nur einen Teilbereich des gesamten Wirtschafts- und Währungsraumes ausmacht, ist das Risiko für die Gläubiger relativ gering. Es ist, als würde ein privater Schuldner 16 seiner (gut situierten) Nachbarn bitten, für einen Kredit mitzubürgen: Er hätte keine Schwierigkeiten mit der Bank.
Nationale Zinssätzen
Wenn sie denn kommen sollten, müsste für die Euro-Bonds zunächst eine europäische Schuldenagentur gegründet werden, welche die Bonds versteigern würde. Die Bonds wären für die Anleger sehr sicher, denn der europäische Währungsraum geht nicht als Ganzes in Konkurs, das ist faktisch auszuschließen. Entsprechend würden sie nicht allzu hoch verzinst, Staaten mit schwacher Wirtschaft würden somit vergleichsweise billiges Geld erhalten. Für Deutschland würde die Kreditaufnahme teurer. Weil das ungerecht ist, fordern einige Politiker zwar die Einführung der Euro-Bonds, gleichzeitig jedoch, dass Einzelstaaten einen Teil der Schulden zu nationalen Zinssätzen bedienen sollen. Der grüne Politiker Cem Özdemir spricht beispielsweise von 40 Prozent. Damit soll wenigstens ein Teil des Anreizes zum nationalen Sparen erhalten bleiben. Das klingt im Ganzen nach mal faulem, mal nach vernünftigem Kompromiss.
Gestärkte Gemeinschaft
Ein Aspekt ist jedoch in der Diskussion noch nicht aufgetaucht, man darf für die nächsten Wochen eine Debatte darüber erwarten: Das Mittel, im schlimmsten aller Fälle ein Land aus dem Währungsverbund auszuschließen, wäre durch eine gemeinsame Kreditaufnahme aller Euro-Länder zumindest sehr erschwert. Die Diskussion wird also weiterlaufen, die Staaten und Parteien werden sich je nach Interessenlage entsprechend positionieren. Auch unter Wirtschaftswissenschaftlern ist die Idee mit den Euro-Bonds höchst umstritten. Eines steht fest: Es kommen sehr spannende Wochen und Monate auf Europas Finanzpolitiker zu.
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