Weshalb derzeit viel Unruhe an den Devisenmärkten herrscht
Die Zeit des billigen Geldes scheint sich zumindest in den USA dem Ende zu zuneigen. Der Notenbankchef Ben Bernanke hat relativ deutlich angekündigt, dass in näherer Zukunft wieder mit steigenden Zinsen zu rechnen ist. Dies hat Folgen für die Devisenmärkte und vor allen Dingen auch für einige große Volkswirtschaften. Die Politik des billigen Geldes hat in den USA zu einer gewissen Stabilisierung des Banken- und Finanzsektors geführt und dem Land damit geholfen, die Turbulenzen der Lehman-Pleite und der nachfolgenden Wirtschafts- und Finanzkrise mehr oder weniger unbeschadet zu überstehen. Der Preis war jedoch eine geradezu schwindelerregende Staatsverschuldung sowie ein starker Kapitalabfluss vor allen Dingen in die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), wo hohe Zinsen auf ausländische Investoren warteten. Nun, da die Konjunktur in den USA wieder anzuspringen scheint und die Börse neue Rekorde vermelden kann, scheint die Zeit gekommen, den Märkten wieder freie Hand zu lassen und die Niedrigzinspolitik nach und nach auszusetzen.
Höhere Zinsen in den USA dürften die Nachfrage nach US-Staatsanleihen und anderen Investitionen in US-Dollar wieder in die Höhe treiben. Dies wird zu einem Ansteigen des US-Dollar auch gegenüber dem Euro führen, da die EZB bislang nicht von der Niedrigzinspolitik abweichen möchte, die auch im Euro-Raum betrieben wird. Vor allem aber könnte diese Kursumkehr der Amerikaner schwere Konsequenzen für die Wirtschaft Asiens und im Besonderen Indien haben. Die Indische Rupie ist mittlerweile auf einem Rekordtief gegenüber dem Dollar angelangt und ein Ende der Panik scheint nicht in Sicht. Auch andere asiatische Staaten leiden unter einer immensen Kapitalflucht, welche seit der Ankündigung der US-Notenbank eingesetzt hat.
Die Unruhe hat einen einfachen Grund: In den vergangenen Jahren wurden die asiatischen Märkte mit einer Flut billigen US-Geldes überschwemmt, da die Investoren mit dem günstigen Kapital Rendite machen wollten. Nun, da sich der Spieß umzudrehen scheint, fließt das Geld in die entgegengesetzte Richtung wieder ab: Noch schnell in Dollar investieren, so lange es noch günstig ist, lautet die Devise. Alle Versuche der Inder und Chinesen, den Kapitalabfluss zu stoppen, blieben bisher erfolglos. Speziell für die indische Wirtschaft kann dies katastrophale Folgen haben: Der enorme wirtschaftliche Aufschwung des Landes, speziell in den ersten Jahren der Finanzkrise, wurde vorrangig auf Pump mit den Investitionen aus dem Ausland bewerkstelligt; er ist weniger substanziell als der chinesische Aufschwung, der zudem staatlich dirigiert wird, während in Indien eher eine Art von Wildwuchs stattfindet. Nun, da die Kapitalflut abebbt, offenbaren sich die enormen Schwächen des Subkontinents wieder: Strukturell ist Indien mit einer hohen Korruption und einer verknöcherten Bürokratie eigentlich kein günstiger Ort, um zu investieren. Sofern in anderen Ländern vergleichbare Renditen winken, wird Indien von Investoren eher gemieden werden.
Ob mit der Abkehr von der Niedrigzinspolitik eine asiatische Wirtschafts- und Währungskrise herauf dämmert und was das für Folgen für die Weltwirtschaft haben könnte, ob vielleicht sogar europäische Krisenländer von einem stärkeren Dollar profitieren können, steht derzeit noch in den Sternen. Sicher scheint nur zu sein, dass die nächste Zeit an den Devisenmärkten spannend werden könnte und dass für Forex-Händler gute Renditen winken, wenn zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
Die in diesem Artikel angegebenen Informationen sollten nicht als Handelsempfehlung betrachtet werden. Stützen Sie Ihre Handelsaktivitäten auf eigene Analysen und Ihr eigenes Wissen. Und befolgen Sie immer die wichtigsten Schritte beim Trading - egal ob bei Aktien, Kryptos oder klassischen Währungen.